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Karl Friedrich Bahrdt

 

25.8.1741 - 23.4.1792 Professor der biblischen Philologie 1766 in Leipzig, 1769 in Erfurt, 1771 Professur in Gießen, später erneut in Erfurt, 1776 Generalsuperintendent. Weil er zunehmend in Konflikt geriet mit den von ihm als “Dunkelmänner” und “Finsterlinge” bezeichneten, sich jeder Aufklärung oder gar “Vernunftreligion” widersetzenden Autoritäten, gab er seine Professur auf, unternahm Reisen nach Holland und England und entwickelte sich zum radikalen Aufklärer. 1779 bekam er vom Reichshofrat, weil er das Menschenrecht der Gewissensfreiheit gefordert hatte, Schreib- und Lehrverbot. Vor den Nachstellungen der von Wien abhängigen Reichsbehörden flüchtete Bahrdt ins friderizianische Preußen, wo er eine unbesoldete Dozentur in Halle annahm. Hier trat er, ein Idol der Studentenschaft in Halle, entschieden für die Pressefreiheit ein und protestierte scharf gegen jede Unterdrückung des Rechts auf Kritik, die jedem Bürger, auch an seinem Landesherrn, erlaubt sein müsse. Wiederum stellte er seine Vorlesungen ein, noch bevor ihm das Lehrverbot erteilt wurde, zog sich auf ein kleines Weingut vor der Stadt, am Westufer der Saale, zurück und eröffnete ein Ausflugslokal, das sich bald außerordentlicher Beliebtheit erfreute. Nach außen trat der “heruntergekommene Professor hinter dem Schanktisch”, wie man ihn verspottete, als freischaffender Autor auf, zugleich war die Gastwirtschaft eine hervorragende Tarnung für eine Untergrundorganisation, die Bahrdt und seine freisinnigen Freunde nun aufbauten. Der Geheimbund nannte sich “Deutsche Union” und umgab sich nach Art der damals aufblühenden Freimaurerlogen mit allerlei mysteriösem Brauchtum, hinter dem sich das eigentliche Ziel, die Sammlung oppositioneller Kräfte und ihre politische Koordinierung, geschickt verbarg. Doch die echten Logen setzten sich gegen die vermeintliche Konkurrenz publizistisch zur Wehr und enthüllten den arglosen Behörden den staatsgefährdenden Charakter der “Deutschen Union”. Als auch noch bekannt wurde, daß Bahrdt der anonyme Autor einer Satire auf die Heuchelei des frömmlerischen Ministers Wöllner und dessen Religionsedikt sei, erging ein Haftbefehl gegen den Ex-Professor und Gastwirt. Bahrdt wurde in Magdeburg wegen Majestätsbeleidigung und Geheimbündelei eingekerkert und mit Besuchs- und Schreibverbot belegt. Als er nach fünfzehnmonatiger Gefangenschaft 1790 entlassen wurde, war er gesundheitlich ruiniert und starb bald darauf im Alter von erst fünfzig Jahren. Hauptwerk: System der Moraltheologie (1770). Lit. Bernt Engelmann Trotz alledem. Deutsche Radikale 1777 - 1977, München 1977, 54-57; W. Schrader, Geschichte der Friedrichs-Universität zu Halle, I, 1894, 500-513; Werner Ziegenfuß Philosophen-Lexikon Zwei Bände, Berlin 1949/50, I 74.