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Zur Philosophie David Humes

 

David Hume gilt als der bedeutendste britische Philosoph und als wichtigster Vertreter des britischen Empirismus. Die von John Locke und George Berkeley gewiesene Richtung des Philosophierens setzt David Hume fort, auch für ihn ist Erfahrung die eigentliche Quelle der Wahrheit. Gegenüber seinen Vorgängern finden sich bei ihm  drei wesentliche Ergänzungen und Neuerungen. Hume führt die methodische Skepsis und einen methodischen Atheismus in die Schulphilosophie ein. Und er leugnet die Existenz des Ichs! All diese drei Punkte - Humes Skepsis, sein Atheismus und die Leugnung der Person - werden bis heute als Empörung auslösende Provokationen empfunden.

 

Natürlich ist David Hume nicht der erste Skeptiker. Es gab in der Antike die radikale Skepsis des Pyrrhon (376-288 v.Chr.), die gemäßigte Skepsis der platonischen Akademie (3. und 2. Jh. v.Chr.), in der Renaissance erneuerte der Descartes-Gegner und Freund von Thomas Hobbes Petrus Gassendi (1592-1655) das skeptische Philosophieren. Aber erst Hume verhilft der Skepsis zu einer weiteren Anerkennung, er ist der erste moderne Skeptiker. Hume leugnet, daß es absolute Wahrheiten gibt; er akzeptiert nur Überzeugungen, die wir vorübergehend oder auch eine lange Zeit für wahr halten, ohne uns indes ihrer Wahrheit sicher sein zu können. Als "wahr" gilt ihm eine Meinung, sofern wir sie für richtig halten und weil wir keinen Grund kennen, an ihr zu zweifeln.

 

In der Philosophie des Kirchenmannes und Bischofs George Berkeley spielt Gott eine entscheidende Rolle. Gott garantiert, daß alle Menschen die gleichen oder ähnliche Wahrnehmungen haben. Es ist Gott, der als geheimer Gesetzesgeber die Regelhaftigkeit sinnlicher Zusammenhänge zustande kommen läßt. Hume entwickelte eine Philosophie, die völlig ohne Gott auskommt. Das gilt nicht nur für seine Seinslehre, sondern auch für die Morallehre.

 

Insofern ist seine Philosophie atheistisch zu nennen! Darüber hinaus war Hume höchst kirchenfeindlich eingestellt (namentlich gegenüber der schottischen Kirche der Presbyterianer) und allgemein auch sehr religionsskeptisch. Dennoch hat er nie ausdrücklich die Existenz eines persönlichen Gottes geleugnet.

 

Neben der atheistischen Haltung und der methodischen Skepsis ist noch eine dritte Neuerung gegenüber der Philosophie Berkeleys bemerkenswert. Schon Berkeley hatte in seiner Seinslehre jede Substanz geleugnet, außer der Substanz des Subjekts. Das Subjekt hat bei Berkeley einen unerkennbaren Grund, ein geheimnisvolles Wesen, der das menschliche Subjekt erst zu einem denkenden Ich macht.

 

Hume leugnet radikal jegliche Substanz und auch die Substanz des menschlichen Subjekts. Im Klartext gesprochen: Hume leugnet die Existenz von einem kontinuierlichen Ich, das als Substanz von den Perzeptionen unterscheidbar wäre. In diesem Sinn gibt es für Hume kein Ich, es gibt nur eine Folge von Perzeptionen. Bei Hume ist das Ich einfach nur ein Bündel von Perzeptionen bzw. das Ich ist einfach nur die Gabe des beständigen Perzipierens. Ein Ich als unveränderliche Substanz ist für Hume bestenfalls eine Fiktion, ohne die der Mensch vielleicht nicht leben kann.

 

Wenn es kein Ich gibt, dann erledigt sich die Frage nach der Unsterblichkeit einer Ich-Seele ganz von selbst. Damit ist angezeigt, welche Brisanz und welch ein Sprengstoff Humes Schriften für seine Zeitgenossen hatte bzw. auch heute noch hat.

 

Dennoch war das Anliegen Humes nicht Provokation, die große Philosophie der alten metaphysischen Themen liegt Hume ganz fern. Seine Philosophie versteht sich als Analyse des alltäglichen Lebens. Er fragt nach der menschlichen Natur, kämpft gegen Vorurteile und sucht nach den Grenzen menschlicher Erkenntnis. Im Zuge seiner Untersuchungen enthüllt sich ihm die Gewohnheit als Prinzip unserer Erfahrungsschlüsse. In der Gewohnheit entdeckt er die große Führerin des menschlichen Lebens. Gewohnheit ist für Hume der natürliche Instinkt des Menschen: Nicht die Vernunft, sondern wie alle Tiere wird auch der Mensch von Instinkten geleitet. Und derart ebnet Hume Darwin und den Philosophen des 19. Jahrhunderts den Weg.